Wirbel um angebliche
Geheimmission auf Jolo
RZ (Rheinzeitung) Nr. 220 21.09.2000
Dietmar Brück
Vollmer kritisiert Mauss und Schmidbauer
– Ex-Agent: Vorwürfe haltlos
BERLIN. Der frühere Superagent Werner Mauss und der einstige Geheimdienstkoordinator im Kanzleramt, Bernd Schmidbauer (CDU), machen wieder Schlagzeilen.
Beide sollen durch eigene Vermittlungsbemühungen die Freilassung der Göttinger Familie Wallert erheblich erschwert haben, kritisiert Ludger Vollmer, Staatsminister im Auswärtigen Amt. Im „Stern“ spricht der Grünen-Politiker von einem „großen außenpolitischen Schaden“. Die angebliche Mission von Schmidbauer und Mauss „hat uns und die Geiseln mindestens einen Monat gekostet“, so Vollmer. Aus Grünen-Kreisen hieß es, Ex-Minister Schmidbauer suche noch immer den alten Ruhm.
Der einstige Superagent und Schmidbauer-Intimus Mauss kann sich über die Aussagen Vollmers nur wundern. „Ich bin nie auf den Philippinen gewesen. Bei der ganzen Wallert-Geschichte habe ich lediglich über einen alten Asien-Kontakt Informationen erhalten und weitergeleitet, um den Geiseln zu helfen“, meinte er gegenüber unserer Zeitung. Und weiter: „Dafür – das habe ich gegenüber der SPD in Berlin erklärt – wollte ich kein Geld.“ Gegen den „stern“ geht der Meisteragent juristisch vor.
Dort war unter anderem behauptet worden, er sei unter falschem Namen beim BKA vorstellig geworden. „Das ist alles erlogen“, so Mauss zu den Vorwürfen. Der Privatagent hält ohnehin nichts von der Verfahrensweise in dem Geiseldrama. „Es wäre besser gewesen, die südostasiatischen Regierungen hätten von der Bundesregierung die Gelegenheit bekommen, das Geiseldrama innerhalb ihrer Staaten zu lösen.“
Ähnlich verärgert wie Mauss ist der Ex-Geheimdienstkoordinator Schmidbauer. „Das Auswärtige Amt hat sich ausdrücklich bei mir bedankt“, meinte er. „Daher verstehe ich nicht, welche Unverschämtheiten Vollmer jetzt in die Welt setzt.“ Schmidbauer will den Kontakt zu dem libyschen Revolutionsführer Muammar el Gaddafi überhaupt erst hergestellt haben, der zur Freilassung der Geiseln auf Jolo führte.
Der Ex-Minister greift Vollmer hart an: Wenn er dem libyschen Unterhändler Radschab Assaruk schneller deutsches Lösegeld bereitgestellt hätte, „wäre den Geiseln monatelanger unnötiger Stress erspart worden“.
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