Werner Mauss in der Internationalen Presse  

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Verhandlungen brachten Erfolg

Wochenspiegel   20.01.1999

Mario Zender  


Durch geschicktes Verhandeln der Deutschen Regierung und durch Vermittlung von Agentenpaar Mauss kam entführter Arzt ohne Lösegeldzahlung frei

 

Kreis. Während eine spektakuläre Entführung in Kolumbien zu Ende ging, dachte keiner in unserer Region, dass die Fäden für diese Freilassung im tausende Kilometer entfernten Deutschland, nämlich im beschaulichen Hunsrück, gezogen wurden.


Der deutsche Arzt Dr. Ottmar Broda hatte sich seinen Jugendtraum erfüllt und war mit einem Geländewagen (Münchner Kennzeichen) quer durch den südamerikanischen Kontinent unterwegs. Vor der Stadt Cali in Kolumbien hatte die Fahrt dann aber ein überraschendes Ende.


Dr. Broda wurde in einem von der Guerilla kontrollierten Gebiet überprüft und anschließend festgenommen. Die Verschleppung des Deutschen führte zu hektischer Betriebsamkeit bei der deutschen Botschaft in Bogota und bundesdeutschen Sicherheitsbehörden. Ein Verhandlungs-Marathon begann. Alle Gespräche zur Freilassung des entführten Deutschen wurden im Namen der Deutschen Regierung vom außenpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Dr. Gundram von Schenk, geschickt geführt und unterstützt sowie vermittelt vom sagenumwitterten Agentenpaar Werner (58) und Ida Mauss (37).


Alle Verhandlungen wurden auf der Grundlage der von Deutschland unterstützten Friedensgespräche abgewickelt.
Das Hunsrücker Agentenpaar, das seit Jahren über ausgezeichnete Kontakte in Kolumbien verfügt, hat von den Konfliktparteien, der Guerillaorganisation ELN und der kolumbianischen Friedenskommissionen ein Schlichtungsmandat zur Verhandlung und Vermittlung bekommen.


Das „Kommando Central“ der ELN hatte im November mit Zustimmung der gesamten Organisation das Ehepaar Maus schriftlich aufgefordert, den Friedensprozess weiter zu unterstützen und voranzutreiben. Zitat aus dem Brief: „Ohne die Unterstützung des Ehepaars Mauss wäre der Beginn und die Entwicklung des Friedensprozesses in Kolumbien unmöglich gewesen“. Der deutsche Bischof Emil Stehle (72, arbeitet in Quito/Ecuador) engagierte sich als Mitarbeiter der Bischofs-Konferenz im Friedensprozess von Kolumbien. Er bat als erster nach Bekanntwerden der Verschleppung von Dr. Broda das Ehepaar Mauss um Hilfe. Der Hunsrücker Agent sagte zu und leitet, wie er betonte, aus „humanitären Gründen“ erste Vermittlungsgespräche ein. Nach der Zustimmung der ELN, dass der Deutsche ohne Lösegeld freikommen soll, reiste Bischof Stehle in das Guerillagebiet, um den Arzt in Empfang zu nehmen und durch das gefährliche Grenzgebiet zwischen Paramilitärs und Guerilla in Sicherheit zu bringen.


Die Freilassung wurde von Agent Mauss über Telefon über Deutschland aus gesteuert. Der Hunsrücker lotste die Gruppe unter Führung von Bischof Stehle via Funktelefon kreuz und quer durch den kolumbianischen Dschungel. Die Aktion musste äußerst konspirativ ablaufen, da die ELN Angst vor Störmaßnahmen durch das kolumbianische Militär hatte. Wäre bei der Freilassung des entführten Soldaten das Militärs aufgetaucht, so wäre es sich zu einem Feuergefecht gekommen, wie sich Bischof Stehle sicher ist. Nach rund 15stündiger Fahrt im Jeep und einer Übernachtung in einem kleinen Dorf in den Bergen von Kolumbien wurde die Übergabe für Freitag, 13.00 Uhr, angekündigt.
Um etwa 13.30 Uhr tauchten die ersten Guerillakämpfer auf, bewaffnet bis an die Zähne mit Maschinengewehren und Handgranaten.


Als die Rebellen nach mehreren Kontrollgängen keine Gefahr sahen, kam eine weitere Gruppe von rund 20 Kämpfern und brachte den entführten Deutschen mit.
Weinend fiel Dr. Ottmar Broda Bischof Stehle in die Arme. „Gott sei Dank ist alles vorbei“, so seine ersten Worte. Werner Mauss gegenüber dem WOCHENSPIEGEL: „Die ELN hat diese Aktion als humanitäres Zeichen verstanden und will Frieden in Kolumbien. Deshalb wurde Dr. Broda auch ohne Zahlung von Lösegeld freigelassen“, so der Hunsrücker. „Wir wollen endlich Frieden in Kolumbien und bitten Deutschland, uns dabei zu unterstützen“, so ELN-Vize Antonio Garcia gegenüber dem WOCHENSPIEGEL.


In einem ersten Gespräch dankte der Freigelassene Münchner Arzt Dr. Broda der Deutschen Regierung, dem Hunsrücker Agent Mauss und Bischof Stehle für deren Bemühungen. „Ich wurde von der ELN gut behandelt mir wurde jeder Wunsch von den Lippen abgelesen“, so Broda.
Besonders schwer sei ihm die Zeit aber doch gefallen, da der 61jährige, wie er sagt, fast kein Wort spanisch spricht.
Die ELN hielt den 61jährigen Zahnarzt in geheimen Verstecken unter ständiger Bewachung fest.
In einem ersten Telefonat mit der Ehefrau in München sagt er überglücklich: „Es ist alles vorbei, ich bin frei“. Darauf angesprochen, worauf er sich als Bayer denn nur besonders freue, wenn er nach seiner über einmonatigen Geiselhaft wieder zu Hause ist, überraschte Dr. Broda den Reporter: „Auf einen guten Schoppen trockenen Rieslingwein“. Und darum bat er den WOCHENSPIEGEL-Reporter zum Abschied: „Schicken Sie mir bitte ein paar Fotos der Freilassung zu, es sind die bewegendsten Augenblicke meines Lebens“.

 

Guerilla-Organisation „ELN“

Die kommunistische ELN ist nach der militärisch weitaus stärkeren FARC die zweitgrößte linke Freischärler-Organisation in Kolumbien. Die von der „Befreiungstheologie“ beeinflusste Guerilla hat etwa 5.000 Kämpfer in Uniform und unter Waffen, sowie rund 86.000 konspirative Mitarbeiter.


Die ELN gilt bei Experten als straforganisiert und in Verhandlungen schwer berechenbar.
Sie finanziert sich vorwiegend über „Steuereinnahmen“ in den von ihr beherrschten Gebieten (60 % von Kolumbien ist in der Hand der Guerilla) und Schutzgeldererpressungen.
In ihrem Machtbereich treibt die ELN – auch bei ausländischen Unternehmen – sogenannte Steuern ein. Zweites „wirtschaftliches Standbein“ sind Entführungen ausländischer Angestellter.


Der Konflikt zwischen verschiedenen Guerillas und der Regierung hat Kolumbien (37 Millionen Einwohner, dreimal so groß wie Deutschland) seit 40 Jahren im Griff. Rund 35.000 Menschen lassen jährlich bei von beiden Seiten angerichteten Blutbädern ihr Leben.
Der Hunsrücker Agent Werner Mauss und seine Frau Ida gelten weltweit als die einzigen Schlichter, denen die Konfliktparteien, also die Guerillaorganisation ELN und die kolumbianische Regierung vertrauen.
Sie sind die einzigen Ausländer weltweit, die bereit waren und sind, unter Lebensgefahr die Krisengebiete zu durchqueren bis ins „Herz“ der Guerilla, um mit den Führungsspitzen, zu verhandeln.

 

Wie kam das Agentenpaar Mauss nach Kolumbien?

1984 erhält der Agent auf Empfehlung des damaligen Innenministeriums einen Auftrag in Kolumbien.
Werner Mauss erinnert sich: „Zuerst sind wir nach Kolumbien geschickt worden, um gegen die Terroristen, d.h. gegen die Guerilla, zu kämpfen.


Zu kämpfen ist vielleicht zuviel gesagt. Wir sollten eine Firma schützen und gegen die Guerilla arbeiten, wie wir dies hier aus Europa im Anti-Terrorismus-Bereich gewohnt waren“.


Schnell stellte der Hunsrücker aber fest, dass die Guerilla anders zu bewerten ist. Und dass es in erster Linie wichtig ist, die Armut in Kolumbien zu bekämpfen. „Die Guerilla selbst will nicht an die Macht und ich glaube, wenn man hier den Hebel ansetzt, dann wird das Problem und die Notwendigkeit, dass es eine Guerilla gibt, von selbst aufhören.“ Zur Guerilla direkt nimmt das Ehepaar Mauss 1984 zum ersten Mal persönlich Kontakt auf. Damals wie heute ein lebensgefährliches Unterfangen.


Mannesmann hatte damals Probleme bei der Fertigstellung einer Baustelle im schwierigsten Gebiet Kolumbiens, welches von der Guerilla und anderen Gruppen beherrscht wurde. Auf einmal tauchte damals Mauss auf und die Entführungen hörten auf. Mauss sagte damals, es sei ihm gelungen, Kontakt mit der ELN-Führung aufzunehmen.


Mit Geldern von Hilfsorganisationen und Mannesmann sowie in Kooperation mit der kolumbianischen katholischen Kirche veranlasste Mauss den Bau von Schulen, Krankenstationen und ähnlichen sozialen Einrichtungen. „Wir haben ein Pilotprojekt eingerichtet, entlang einer Baustelle von rund 380 Kilometern Länge und einer Breite von 50 Kilometern.


Dies führte zu der Freilassung der damals vier entführten Mannesmannmitarbeitern ohne die Zahlung von Lösegeld.
Lediglich, wie Mauss erklärt, „aufgrund des Hilfsprogramms“ erfolgte die Freilassung. Diese Aktion wurde seinerzeit stark von den kolumbianischen Gewerkschaften unterstützt.
Durch dieses Hilfsprogramm wurden die deutschen Arbeiter fortan von den Guerilla „geschützt“. Mannesmann konnte so die Baustelle zeitgerecht zu Ende führen.
In Kolumbien brachte dieses Engagement dem Hunsrücker Ehepaar Ida und Werner Mauss viel Respekt und Vertrauen ein.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Wochenspiegel SW Verlages

www.wochenspiegellive.de

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