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Schriftsatz RAe Löffler, Wenzel u. Sedelmeier

an das OLG Celle



Schreiben Professor Wenzel, Kanzlei RAe Löffler – Wenzel – Sedelmeier, Stuttgart vom 20. Januar 1992 an:


Herrn
Generalstaatsanwalt
beim Oberlandesgericht Celle
Schloßplatz 2

3100 Celle

 

sowie

Herrn
Ltd. Oberstaatsanwalt

beim Landgericht Hannover
Volgersweg 65

3000 Hannover 1


 

René Düe


Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt,
sehr geehrter Herr Leitender Oberstaatsanwalt,


der anliegende Bericht aus der türkischen Zeitschrift Miliyet ist mir Ende 1991 zugegangen. Es geht um einen Mordfall in Istanbul, den René Düe veranlaßt haben soll. Soweit ich erfahren habe, ist daraufhin in Hannover gegen René Düe ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Dazu will ein in Niedersachsen ansässiger Informant erfahren haben, es sei eine Weisung ergangen, in diesem Verfahren solle zwar ermittelt werden, aber nicht in der Türkei. Mir liegen die Ermittlungs- bzw. Strafakten in dem wegen des Mordes in Istanbul geführten Verfahren inzwischen auszugsweise vor. Diese 61 Seiten füge ich samt deutscher Übersetzung bei.



Seite 2:

Aus diesen Unterlagen ergibt sich, daß Aydin Yildizsoy den Nevzat Avan am 20. 3.1991 in Istanbul getötet hat. Dazu hat Yildiszoy bei seiner Vernehmung vom 23.3.1991 folgendes angegeben (Seite 18 der Übersetzung):

 

„Den Auftrag zur Ermordung des Opfers gab mir ein Juwelier aus Deutschland. Wenn ich Ihnen nun den Namen dieses Juweliers nenne, bringt er meine Kinder um. Deswegen kann ich den Name nicht nennen, denn meine Kinder leben noch in Deutschland. Das Mordopfer und zwei Komplizen haben 1981 den Juwelier geschlagen, Sie haben ihm mit einer Pistole auf den Kopf geschlagen. Das ist alles, was ich zu meiner Verteidigung sage.“


Im Hauptverhandlungstermin vom 17.10.1991 hat Yildiszoy ergänzend u. a. folgendes ausgesagt (Seite 19/20 der Übersetzung):


“Ich bin dann zwecks Treffen an die Stelle gegangen, die er mir sagte und wartete eine Weile. Er kam dann mit einem Wagen. Wir machten uns gegenseitig bekannt. Er sagte nur, daß sein Vorname Cetin sei. Als ich fragte was er denn von mir wolle, meinte er, daß der Mann namens René mir 225.000 Mark anböte für den Fall, daß ich Nevzat Avan umbringen würde. Das Geld war verlockend, so daß ich nicht nein sagen konnte...
 
Als ich diesen Cetin fragte, warum ich es denn tun solle, meinte er, der Nevzat Avan und zwei Komplizen hätten im Januar 1981*) in Deutschland den Juwelier René Duve ausgeraubt seine Tochter und Frau gefoltert. Dann hätten sie dem Juwelier Schmuck in Wert von 12 Millionen Mark geraubt. Nevzat Avan habe den Juwelier mit der Waffe verletzt, Aus diesem Grund solle ich Nevzat Avan umbringen. Er meinte, er würde das Geld am Mittwoch von der Bank abheben und mir geben, wenn ich Avan töte. Ich war einverstanden und kehrte ins Hotel zurück. „


 *) Da der „Überfall“ auf das Juweliergeschäft Düe am 31. Oktober 1981 erfolgt ist, dürfte das Datum „Januar 1981“ auf einem Schreib- oder sonstigen Fehler beruhen.



Seite 3:


In diesem Hauptverhandlungstermin hat Yildizsoy übrigens noch einen weiteren Raubüberfall geschildert, der im Jahre 1991 stattgefunden haben soll. Mutmaßlich ging es den Tätern darum, sich den Lohn abzuholen, den Düe für den vorgetäuschten Raub von 1981 versprochen hat.

Unabhängig von dieser Einlassung des wegen Mordes angeklagten Aydin Yildizsoy hat Necatj Avan, der Bruder des Ermordeten, in zwei handschriftlichen Schreiben, insbesondere in dem vom 7.9. 1991, die Darstellung seines Bruders zu dem vorgetäuschten Raubüberfall in Hannover wiedergegeben. Ich zitiere dazu folgenden Absatz (Seite 5 der Übersetzung):


„Mein Bruder, Nevzat Avan und Aynan Yildizsoy haben mit einem Deutschen (französischer Abstammung), dessen Namen ich aus der Zeitung erfuhr und der Rene Duve lautet, eine Vereinbarung geschlossen, um den Juwelierladen des Genannten auszurauben. Danach sollten der getötete Nevzet Avan und Aynan Yildizsoy für jeweils 250.000 DM pro Mann den Juwelierladen des Deutschen überfallen und anschließend die Waren wieder dem Deutschen übergeben, der für den Raub seines Geschäftes von der Versicherung entweder 25 oder 250 Millionen DM erhalten würde. Im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen wurden dann der später getötete Nevzat Avan und der Aydin Yildizsoy festgenommen. Nevzat Avan neigt dazu, auszupacken. Daraufhin werden dem Aydin Yildizsoy fünf Millionen DM angeboten, um den Nevzat Avan umzubringen. Als Tatwaffe wird ihm ein Messer besorgt.“


Daß Düe dem Aydin Yildoszoy für die Ermordung des  Nevzat Avan in der Zeit vor Abschluß des Strafverfahrens Düe sogar 5 Mio. DM geboten hat, beruht ersichtlich auf seiner


Seite 4:


Befürchtung, daß Nevzat Avan  „auspackt“. Das zu vermeiden, war für René Düe vor Abschluß des gegen ihn laufenden Ermittlungs- bzw. Strafverfahrens besonders wichtig.


Die Darstellungen des Mörders van Nevzat Avan wie auch des Bruders des Ermordeten geben Tatabläufe wieder, die nicht auf Erfindung beruhen können. Für eine bloße Erfindung ist auch kein Motiv ersichtlich. Demzufolge spricht eine fast an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit dafür, daß der wesentliche Gehalt der vorstehend zitierten Aussagen zutrifft.
 
In den beigefügten Akten werden folgende Personen genannt, die in Niedersachsen gelebt haben oder noch immer leben, dort zum Teil straffällig geworden sind und auch für den Fall Düe von Bedeutung sein dürften:


1. Aydin Yildizsoy, geboren 1958 in Malatya, Gemeinde Kükpinar, also der Mörder des Nevzat Avan, Er war möglicherweise einer der Täter des vorgetäuschten Raubüberfalles auf das Juweliergeschäft Dües in Hannover.


2. Nevzat Avan geboren 1962, also der Ermordete. Er kommt gleichfalls als Mittäter in Betracht. Dazu ist anzumerken, daß sowohl er wie auch Aydin Yildizsoy mutmaßlich im Jahre 1982 in Hannover in Haft gewesen sind.


3. Cetin oder Metin, der Aydin Yildizsoy zu dem Mord angestiftet hat. Er soll 1981 die ersten Kontakte zu Düe hergestellt haben und ein Bodyguard eines türkischen Unterweltbosses in Hannover namens Erhem oder Ethem


Seite 5

sein oder gewesen sein. Vor dem Mord soll Cetin/Metin mit der „Frau des Düe“ in Istanbul gewesen sein. Damit ist möglicherweise die Schwester Dües, also Frau Marion Busse geb. Düe gemeint. Cetin/Metin soll dem Aydin Yildizsoy auch die DM 225.000 als Belohnung für den Mord in Istanbul übergeben haben


4. Erhem oder Ethem, also der Unterweltboß in Hannover, vgl. Ziffer 3.


5. Necati Avan, der Bruder des Ermordeten, der in zwei Briefen wesentliche Tatzusammenhänge geschildert hat und der mutmaßlich über zusätzliche Kenntnisse verfügt, die weitere Ermittlungsansätze ermöglichen könnten.


Im übrigen ergibt sich aus den Akten, daß sowohl beim Mörder wie auch heim Ermordeten Gegenstände asserviert worden sind, die für die Ermittlungen im Fall Düe gleichfalls von Bedeutung sein können, z. B. Telefonverzeichnisse usw.


Nach allem bitte ich, die Ermittlungen gegen René Düe sowohl in Deutschland wie auch in der Türkei aufzunehmen bzw. zu intensivieren, und zwar infolge der Flucht- und Verdunkelungsgefahr raschestmöglich. Im übrigen wird die Frage einer Wiederaufnahme des Verfahrens i.S. des § 362 StPO zu prüfen sein. Das Bundeskriminalamt habe ich vorsorglich gleichfalls verständigt. Für Rückäußerung wäre ich dankbar.


Mit freundlichen Grüssen
gez.
Prof. Dr. Wenzel
- Rechtsanwalt -



Anlagen:
Bericht aus „Miliyet“ v. 29.10.1991 samt Übersetzung (3 Seiten)
Strafakten Istanbul (61 Seiten)
Übersetzung eines Teils dieser Akten (23 Seiten)

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