Werner Mauss in der Internationalen Presse  

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Interview: Privatagent Mauss bricht sein Schweigen

Focus 28/98  06.07.1998
 
Josef Hufelschulte  

 

„Einen, den sie hassen können"

Agentenpaar Werner und Ida Mauss über seelische Folter, gefährliche Friedensmissionen, Schlagzeilen und Todesängste im Gefängnis
 

FOCUS: Werner Mauss - das war für die Öffentlichen bislang der geheimnisumwitterte Agent, der „Mann ohne Gesicht". Nach 30 jähriger Tarnung geben Sie jetzt Ihr erstes Interview. Wie fühlen Sie sich dabei?

Mauss: Meine Gefühle gehen eigentlich nur meine Frau etwas an.

FOCUS: Von der Sie neun Monate getrennt waren. Wie haben Sie beide die Haft in Kolumbien verkraftet?

Ida Mauss: Die ersten Tage in einem Offizierszimmer im Polizeigewahrsam waren die schlimmsten. Wir haben andere Inhaftierte unter Folter schreien und wimmern hören.

FOCUS: Wurden Sie auch gefoltert?

Ida Mauss: Körperlich nicht, eher seelisch. Ausgerechnet zu Weihnachten, am Heiligen Abend, drohte man uns 60 Jahre Haft an - wegen angeblicher Komplizenschaft mit der Guerilla.

FOCUS: Was blieb von den ganzen Vorwürfen?

Werner Mauss: Das höchste kolumbianische Gericht und der Generalstaatsanwalt haben in verschiedenen Urteilen festgestellt, daß unsere Inhaftierung illegal war und daß wir zu keiner Zeit gegen kolumbianische Gesetze verstoßen haben. Wir waren letzlich in einer vom Gericht anerkannten humanitären Mission unterwegs.

FOCUS: Was war die größte Qual?

Ida Mauss: Unschuldig in diesem Dreckloch eingesperrt zu sein. Und zu wissen, daß zu Hause drei Kinder auf uns warten.

FOCUS: Mauss sitzt in der Falle, so lauteten die Überschriften.

Werner Mauss: Falsche Schlagzeilen haben die Haft verlängert und verschärft. Ich mußte um mein Leben bangen.

FOCUS: Vor wem hatten Sie Angst?

Mauss: Vor gedungenen Mördern paramilitärischer Gruppen, die gegen eine Aussöhnung der Konfliktparteien sind. Jede Nacht mußte ich damit rechnen, daß diese Typen mich in meiner Zelle aufhängen und das dann den Medien als meinen Selbstmord aus Verzweiflung verkaufen.

FOCUS: Trotz dieser Erfahrungen engagieren Sie sich weiter im Friedensprozeß. Warum?

Mauss: Ich bin gewohnt, eine Arbeit zu Ende zu führen. Da können mich neun Monate Haft nicht aufhalten.

FOCUS: Will der verbrannte Agent jetzt den Friedensapostel spielen?

Mauss: Ich muß mir doch kein neues Image basteln. Meine Frau und ich haben das Know-how, diesen notwendigen Friedensprozeß zu unterstützen.

FOCUS: Warum gerade Sie?

Mauss: Weil wir dieses Land und seine Menschen lieben. Offenbar ist niemand außer uns bereit oder in der Lage, die Krisengebiete mit ihren mordenden Militäreinheiten zu durchqueren und mit der Guerilla in den Zentralcamps zu verhandeln.

FOCUS: Ende Juni haben Sie sechs Führer der Guerillagruppe ELN heimlich zum Mainzer Bischof Karl Lehmann gebracht, zu einem Treffen mit dem Nationalen Friedensrat Kolumbiens. Wie haben Sie das absichert?

Mauss: Die Einzelheiten der Operation fallen unter das Berufsgeheimnis.

FOCUS: Nach den ELN-Leuten wird mit hohen Kopfgeldern gefahndet. Wie schleust man die Truppe sicher von Südamerika nach Mainz?

Mauss: Ich sag' mal mit mehreren Flugzeugen. Es ging rund um die Welt. Aber das ist doch nebensächlich. Wichtig ist allein, daß die Konfliktparteien sich nach 40 Jahren Bürgerkrieg mit Tausenden von Toten endlich unter dem Dach der Deutschen Bischofskonferenz treffen.

FOCUS: Das Bonner Kanzleramt, das in der Vergangenheit wegen der Kontakte zu Ihnen massiv unter Beschuß stand, will von Ihrer neuen Operation wohl nichts wissen.

Mauss: Wie kommen Sie darauf?

FOCUS: Regierungssprecher Otto Hauser betonte vergangene Woche ausdrücklich, Sie seien ohne Mandat der Regierung.

Mauss: Ich habe das Mandat der Konfliktparteien. Alle Entscheidungen hat die katholische Kirche mit der Bonner Regierung abgestimmt.

FOCUS: Warum geht die Regierung dennoch so demonstrativ auf Distanz?

Mauss: Weil sie diesen sensiblen Prozeß nicht durch Wahlkampf-Geplänkel gefährden möchte.

FOCUS: Wer sind denn diese Leisetreter?

Mauss: Die Haltung der Bundesregierung kann sich jeden Tag ändern. Immerhin hat Kolumbiens Präsident Samper Bonn um Hilfe im Friedensprozeß gebeten.

FOCUS: Agent Mauss wird dennoch eine umstrittene Figur bleiben.

Mauss: Keine der bösen Intrigen in den vergangenen 30 Jahren konnte mich aus dem Sattel werfen. Ganz im Gegenteil: Alle Intrigen haben meine Frau und mich stärker gemacht.

FOCUS: Haben Sie Rachegefühle? Zum Beispiel gegenüber dieser britischen Sicherheitsfirma, die Sie angeblich bei der Polizei denunzierte?

Mauss: Ich hege gegen niemanden Rachegelüste. Ich bin lediglich erstaunt, mit welcher Leichtigkeit es einer Privatfirma gelungen ist. einen Großteil der Medien zu manipulieren.

FOCUS: Warum muß Mauss Prügel einstecken?

Mauss: Weil einige Medien ein Feindbild brauchen, mit dem sie ihre Auflage steigern. Die brauchen einen, den sie hassen und bekämpfen können.
 


Heimlich zum Bischof

ELN-Militärchef Pablo Beltran über das Mainzer Treffen

FOCUS: Kolumbiens Militär jagt Sie mit hohen Kopfgeldern. Warum kamen Sie nach Mainz?

Beltran: Weil wir nur hier gesichert über ein Friedensabkommen sprechen können.

Focus: Was hat Bischof Lehmann bereits für Sie erreicht?

Beltran: Er hat mit dem Papst über unser Anliegen gesprochen.

FOCUS: Ihre Hoffnung?

Beltran: Daß es am 12. Juli beim nächsten Treffen mit dem Nationalen Friedensrat Kolumbiens zu Ergebnissen kommt.

FOCUS: Was bieten Sie an?

Beltran: Einen Waffenstillstand. Dafür erwarten wir, daß der Terror der Todesschwadrone untersucht wird.



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